Ein erhöhter intraabdomineller Druck („intra-abdominal pressure“, IAP, >12 mmHg) findet sich bei über 30% aller kritisch kranken Patienten und ist von erheblicher prognostischer Relevanz. Durch die klinische Untersuchung kann die Höhe des IAP nur unzureichend abgeschätzt werden, sodass beim Vorliegen von Risikofaktoren für eine abdominelle Hypertension ein apparatives IAP-Monitoring erwogen werden sollte, um gezielte Therapiemaßnahmen zur IAP-Senkung zu ermöglichen. Die Abschätzung des IAP ist sehr einfach über eine Blasendruckmessung möglich. Alternativ kann eine kontinuierliche intragastrale Druckmessung erfolgen, über die IAP-Veränderungen frühzeitig erfasst und Interventionen zeitnah möglich werden. Außerdem kann die Entwicklung der IAP-Werte durch kontinuierliche Messungen besser beurteilt werden als durch „Momentaufnahmen“ intermittierender Messverfahren. Das therapeutische Ziel des IAP-Monitoring ist nicht die Begrenzung des IAP unterhalb eines kritischen Schwellenwerts (z. B. <20 mmHg), sondern die Aufrechterhaltung eines abdominellen Perfusionsdruckes [„abdominal perfusion pressure“ (APP)=arterieller Mitteldruck (MAP)−IAP] >50–60 mmHg. Ob der frühzeitige und regelmäßige Einsatz eines IAP-Monitoring und eine gezielte APP-gesteuerte Therapie allerdings die Prognose kritisch kranker Patienten verbessern können, erscheint zwar plausibel, wurde bisher aber noch nicht bewiesen.