Ist psychodynamische Kurztherapie eine wirksame Behandlungsform bei psychischen Störungen?About the efficacy of short-term psychodynamic therapy in the treatment of psychic disorders

Um die Wirksamkeit der psychodynamischen Kurztherapie („short-term psychodynamic psychotherapy“, STPP) bei spezifischen psychischen Störungen zu überprüfen, führten wir eine aktuelle Metaanalyse durch. Dieses ist von besonderer Bedeutung, da bisherige Metaanalysen widersprüchliche Ergebnisse erbracht hatten, und da die Wirksamkeit psychoanalytischer und psychoanalytisch orientierter Psychotherapie nach wie vor kontrovers diskutiert wird. Mithilfe computergestützter Suche wurden Studien zur STPP, die zwischen Januar 1970 und Oktober 2004 publiziert wurden, identifiziert. Untersuchungen zur interpersonellen Therapie (IPT) wurden ausdrücklich ausgeschlossen, und es wurden strenge Einschlusskriterien zugrunde gelegt, die von 17 Studien erfüllt wurden. Wir berechneten Effektgrößen separat für Zielprobleme, allgemeine psychische Symptome und soziales Funktionieren. Um die Stabilität des Therapie-Outcomes zu bestimmen, wurden die Effektgrößen für das Therapieende und für die Follow-up-Untersuchungen getrennt berechnet. Die Effektgrößen von STPP verglichen wir mit denen von Wartelistenkontrollpatienten, „treatment as usual“ (TAU) und anderen Formen von Psychotherapie. Psychodynamische Kurztherapie erbrachte signifikante und große Prä-post-Effekte, die stabil waren und tendenziell im Follow-up noch zunahmen. Die Effektgrößen von STPP überschritten signifikant die von Wartelistenkontrollpatienten und von TAU. Dagegen wurden keine Unterschiede zwischen STPP und anderen Formen von Psychotherapie gefunden. Psychodynamische Kurztherapie erwies sich als wirksame Behandlung für verschiedene psychische Störungen. Weitere Studien bei spezifischen psychischen Störungen sind erforderlich, die auch eine Untersuchung der Wirkfaktoren und der Übertragbarkeit in die Praxis einschließen sollten.