Erich Fromm (1900–1980) hat das Frankfurter Psychoanalytische Institut und das New Yorker William Alanson White Institute mitbegründet und schließlich in Mexiko ein eigenes Ausbildungsinstitut gegründet. Eine eigene therapeutische Schule wollte er dennoch nie schaffen. Auch hat er selbst kaum etwas zur so genannten psychoanalytischen Technik veröffentlicht. Umso aufschlussreicher ist der Bericht, den Ruth Lesser über ihre Supervisionen bei Fromm gibt. Sie schildert, wie Fromm auf den vorgestellten Fall reagiert, welche Bedeutung für ihn Verdrängung, Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung in der therapeutischen Beziehungsarbeit haben und wie sehr sich sein Interesse auf die gesellschaftlich geprägten unbewussten Strebungen des Patienten richtete. Eindrücklich wird die Direktheit von Fromms Interventionsstil vermittelt, und zwar sowohl bezüglich seiner empathischen Einfühlung als auch seines Konfrontierens mit der unbewussten Wirklichkeit. Im letzten Teil wird Fromms besonderes Verständnis der psychoanalytischen Situation reflektiert und die Eigenart seiner psychoanalytischen Behandlungsmethode herausgearbeitet.