Die Sonette aus Venedig, entstanden als Manuskript 1824, publiziert August Graf von Platen (1796-1835) 1825 wahrend seines zweiten Aufenthaltes in "dieser Inselstadt seiner Sehnsucht. Wiederholt erscheint der Sonettzyklus des inzwischen durch die Heinrich-Heine-Krisis beruhmt-beruchtigt gewordenen Dichters im Sammelband Gedichte (1828). Der Fall Venedigs bietet sich fur den zukunftigen Italien-Historiker und Autor der Geschichten des Konigsreichs Neapel von 1414 bis 1443 (1833) als unumgangliche Topographie der Erinnerung an. In der Zweitausgabe werden anderweitige Erinnerungen in den Vordergrund geruckt. Der Sonettendichter streicht 1828 samtliche Zeilen des letzten Sonetts und ersetzt sie mit der Selbstbeschreibung des lyrischen Ich, dem "von Zeit zu Zeit ein Ruf der Gondoliere gar nicht wahrnehmbar ist. Die sich im Lauf der Jahre von 1824 bis 1828 verandernden Personalerinnerungen entsprechen der Stadttopographie, der Stadtgeschichte und dem Aufbau des Textes - mit allerlei Kanalen und Irrwegen, "[d]ie tausendfach sich ineinander schlingen. Im Zentrum dieser Untersuchung steht das Adjektiv "matt, welches dasjenige bezeichnet, was Platen in seinen Sonetten umarbeiten wollte. Es entsteht dadurch die Schilderung eines spatromantischen Komplexes unterschiedlicher Erinnerungsmodi, in dem die Vergangenheit (Antike, Renaissance, napoleonische Ara) in personliche Ruckblicke ubergeht.