Neurosonographische Untersuchungen zur Graduierung und zur Risikobeurteilung extrakranieller Stenosen der A. carotis interna (ACI) sind in Kliniken und Praxen weit verbreitet und oft die einzige Technik zur genauen Stenosegraduierung in 10 %-Schritten. Die Kombination aus extra- und transkranieller Farbduplexsonographie, wie sie nach DEGUM-Kriterien gefordert wird, erhöht nicht nur das Verständnis der ACI als neurovaskuläre Systemerkrankung, sondern erlaubt indirekt auch eine Risikobeurteilung über den Stenosegrad hinaus. Während die Kombination aus akkurater Stenosegraduierung in Zusammenhang mit einem ischämischen ipsilateralen Schlaganfall oder einer ipsilateralen transitorisch-ischämischen Attacke momentan noch für eine Behandlungsindikation ausreicht, ist die Situation bei symptomfreien ACI-Stenosen deutlich komplexer. Gemischte, vorwiegend echoarme Plaques, eine Stenoseprogression im Verlauf, eine juxtaluminäre echofreie Zone, eine schlechte/fehlende Kollateralisation (mit eingeschränkter Autoregulation) sowie Mikroembolien sind Kriterien für eine vulnerable Plaque mit einem erhöhten Operationsrisiko inkl. Hyperperfusionssyndrom, was auch bei der Wahl der Therapieform (Karotisendarteriektomie oder Stent) zu berücksichtigen ist. Oft wird bei einer inzidentell entdeckten hochgradigen Stenose bereits eine gute Kollateralisation und stabile echoreiche Arteriosklerose vorgefunden, sodass die Indikation für ein „best medical treatment“ anstelle einer Sanierung der Stenose gestellt werden kann. Insgesamt sollte eine dezidierte Neurosonographie im neurovaskulären Board nicht fehlen, um die individuell beste Therapieentscheidung bei symptomatischen und asymptomatischen ACI-Stenosen zu treffen.