Auf Grundlage bisher ungenutzter Archivalien aus sechs Archiven wird in dieser Studie erstmals die intensive Mitarbeit Thurnwalds an zwei kolonialpolitischen Handbüchern zu Afrika in der Zeit von 1940 bis Ende 1944 ausführlich dargestellt. Der Beitrag baut auf dem von George Steinmetz 2009 vorgeschlagenen Fünf-Phasen-Modell auf. Aus epistemologischer und methodischer Sicht verfolgt der Artikel eine evidenzbasierte Quellenanalyse, die die Ansätze der historischen Anthropologie mit denen der Zeitgeschichte für eine ethnologische Fachgeschichtsschreibung verbindet. Gegliedert in zwei Abschnitte zeigt der erste Teil, wie Thurnwalds kolonialanthropologischer Ansatz in einem heftigen Schlagabtausch mit seinem Kollegen Hugo A. Bernatzik herausgefordert und schließlich von Diedrich Westermann übernommen wurde. Der zweite Teil konzentriert sich auf ein von Thurnwald verfasstes Manuskript über Afrika, das nach seinen eigenen Angaben 400 Seiten umfasste, aber nie veröffentlicht wurde.