In dieser Studie wurde zum einen untersucht, ob ein direkter Zusammenhang zwischen erinnerten Eltern-Kind-Beziehungen und Freundschaftsbeziehungen im Erwachsenenalter besteht, oder ob dieser durch Persönlichkeitsmerkmale vermittelt wird. Zum anderen wurden die Zusammenhänge zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen Offenheit bzw. Verträglichkeit und dem Involvement in Freundschaften in verschiedenen Lebensphasen untersucht. Datengrundlage für die berechneten Strukturgleichungsmodelle waren zwei Stichproben des ersten Messzeitpunkts der Interdisziplinären Längsschnittstudie des Erwachsenenalters (ILSE) mit 392 Personen im mittleren Erwachsenenalter (43–46 Jahre) und 345 Personen im höheren Erwachsenenalter (61–64 Jahre). Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang zwischen erinnerter Mutter-Kind-Beziehung und dem Involvement in Freundschaften bei den älteren Probanden von der Verträglichkeit vermittelt wird. Die erinnerte Vater-Kind-Beziehung hing in beiden Altersgruppen direkt mit gegenwärtigen Freundschaften zusammen, d. h. unabhängig von den Persönlichkeitsvariablen. Darüber hinaus bestätigen die Ergebnisse die Hypothese, dass im mittleren Erwachsenenalter die Offenheit zum Involvement in Freundschaften beiträgt, im höheren Alter hingegen die Verträglichkeit.