Die Methode der Leberlebendspende bietet die Möglichkeit, der Organknappheit und der damit verbundenen Wartelistenmortalität entgegen zu wirken. Das zentrale ethische Problem der Leberlebendspende liegt in der Gefährdung eines gesunden Spenders mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensqualität des Empfängers. Um die psychische Gesundheit des Spenders nicht zu gefährden, sollte eine psychosomatische Evaluation der Spender stattfinden, die neben der Bewältigungsfähigkeiten und der Stabilität des Spenders auch dessen Freiwilligkeit feststellt. Hierfür ist eine ausführliche Aufklärung des Spenders über das Verfahren notwendig. Realistische Erwartungen an die Leberlebendspende, familiäre Beziehungen, die nicht extreme Konflikte beinhalten, eine ausreichende Autonomie in der Spender-Empfänger-Beziehung sowie eine soziale und familiäre Unterstützung werden als Prädiktoren für ein günstiges psychosoziales Outcome für den Spender angesehen. Die Lebensqualität vor und nach der Spende ist ähnlich oder besser als die der Allgemeinbevölkerung; bei einer Gruppe von etwa 13% der Spender können psychische Komplikationen auftreten. Weibliche Spender, Spender mit eigenen chirurgischen Komplikationen oder unrealistischen Ergebniserwartungen sollten unbedingt eine psychotherapeutische Unterstützung erhalten, bevor diese zur Spende zugelassen werden. Die dringliche Spendeindikation beim akuten Leberversagen und die Spende der erwachsenen Kinder für ihre Eltern stellen besondere Belastungsfaktoren dar. Diese Konstellationen sollten, wenn möglich, zum Schutz des potenziellen Spenders vermieden werden.