Aus der neueren Systemtheorie und der Individualisierungsthese ist das Problem sozialer Integration weitgehend verschwunden. Die differenzierte Grundstruktur moderner Gesellschaften bietet dem Einzelnen lediglich noch Komplexität an, die er biographisch verarbeiten muss. Integration reduziert sich auf eine bloß noch individuelle Leistung. Dagegen wird die besondere sozialintegrative Bedeutung der staatlichen Ordnung hervorgehoben. Auf mehreren Ebenen hat sie eine Klammerfunktion über die einzelnen Inklusionen hinweg: kulturell, indem mit der Fusion von Politik und Kultur Fragen der Inklusion in die einzelnen Ordnungen nicht kulturneutral geregelt werden; rechtlich, indem mit dem Staatsbürgerstatus eine Hauptschwelle überschritten werden muss, um vollen Zugang zu den anderen Institutionen zu haben; intermediär, indem sie einen notwendigen Rahmen für die Konfliktinstitutionalisierung zwischen den Interessengruppen bildet; legitimatorisch, indem die Akzeptanz eines gesamten Arrangements von differenzierten Ordnungen über die Legitimation der politischen Ordnung abgerechnet wird; und schließlich hat sie eine integrierende Funktion auf der Ebene des Lebenslaufs, wo sie die Einzelinklusionen untereinander anschlussfähig hält und zur biographischen Kontinuität und Erwartbarkeit beiträgt.