Der Beitrag beschäftigt sich mit subjektiver Prekarität, d. h. der Deutung der eigenen Erwerbslage als unsicher, und fragt nach daraus resultierenden persönlichen Umgangsweisen. Auf der Basis von siebzehn leitfadengestützten Interviews mit Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern, befristet sowie geringfügig Beschäftigten werden in einem Grounded-Theory-geleiteten Auswertungsverfahren drei Vergleichsmaßstäbe herausgearbeitet, vor deren Hintergrund die Beschäftigten ihre Erwerbssituation als prekär darstellen: 1. die Vorstellung von der Gestaltbarkeit eigener Arbeitsmarktchancen, 2. normativ begründete Anrechte als Arbeitnehmer und 3. die persönlichen Sinnansprüche an Erwerbsarbeit. Subjektive Prekarität äußert sich in den Interviews als Diskrepanz zwischen diesen Vergleichsmaßstäben und der erfahrenen Arbeitsrealität. Der Umgang mit dieser Diskrepanz geschieht durch eine allmähliche Umdeutung und Reformulierung der Vergleichsmaßstäbe. Der Beitrag schlägt eine Typologie dieser Umdeutungen vor: das „Suchen nach Chancen“, die „Desillusionierung normativer Referenzrahmen“ und die „Anpassung persönlicher Sinnansprüche“. Diese Typologie zeigt, dass subjektiv empfundene Prekarität verschiedene Deutungen der Erwerbs- und Lebenssituation nach sich zieht, nicht aber zu einer Angleichung im Sinne einer gemeinsam geteilten prekären Mentalität führt. Sie versteht sich daher als Beitrag zu einer qualitativ-empirischen Ausdifferenzierung subjektiven Prekaritätsempfindens.