Aufgrund nicht zufriedenstellender Erfolge in der Behandlung von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen mit den eher passiven Maßnahmen der physikalischen Therapie entwickelte sich in den 80er Jahren in den USA eine multimodale Konzeption (Functional restoration/PRIDE), wobei Aktivität und Training den Grundlagen der Sportmedizin entsprechend in den Vordergrund gestellt wurden. Neuere Erkenntnisse der letzten Jahre weisen im Gegensatz zu der Auffassung, dass strukturelle Veränderungen vorrangig einen Anteil am Schmerzgeschehen haben, auf die größere Bedeutung von funktionellen Störungen hin, die unter Berücksichtigung des psychosozialen Umfeldes einer Person, besonders bei chronischen Beschwerden, einen neuen, umfangreicheren Behandlungsansatz im Sinne einer multimodalen Konzeption benötigen. Dieser Beitrag berücksichtigt zum einen die Leitlinie für die Therapie von “Kreuzschmerzen” der Deutschen Arzneimittelkommission [2] und setzt sie in Beziehung zu der Internationalen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (International Classification of Functioning and Disability, 2nd version, ICIDH-2 [21]) und den neuen Heilmittelrichtlinien. Zum anderen wird unter Berücksichtigung der Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen sowie eigener Erfahrungen in der Umsetzung multimodaler Programme eine Zuordnung zu physiotherapeutischen Maßnahmen zu ICIDH-2-Indikationen vorgeschlagen. Ziel dieser Maßnahmen ist eine Verringerung der Chronifizierung. Dies setzt eine frühzeitige Orientierung der Therapieziele an realistischen Alltagsbelastungen schon in der subakuten Phase und zu Beginn einer Therapie bei chronischen Beschwerden voraus. Eine praktische Umsetzung wird möglich, wenn klare diagnostische Wege empfohlen werden können und sowohl Kooperation als auch Kommunikation zwischen Ärzten und Therapeuten weiter verbessert werden. Ein erster Schritt ist mit der Umsetzung der neuen Heilmittelrichtlinien getan.