Das Intensivdelir bzw. das Delir des Intensivpatienten erfährt in den letzten Jahren international ein zunehmendes Interesse der Intensivmediziner. Auf deutschen Intensivstationen hingegen scheint dieses hoch komplexe Krankheitsbild weiterhin eine lästige Begleiterscheinung darzustellen, dessen Bedeutung verkannt wird. Das ist insofern erstaunlich, als dass dank der Entwicklung hoch differenzierter Beatmungsgeräte für die meisten Intensivpatienten eine tiefe Analgosedierung heute oftmals obsolet ist und leicht zu handhabende Bedside-Tests erarbeitet wurden, die ein neurologisches und kognitives „scoring“ des beatmeten Intensivpatienten ermöglichen. Die Inzidenz des Intensivdelirs erweist sich dabei als überraschend hoch. In seiner Bedeutung ist das Intensivdelir als ein Organversagen zu verstehen und gilt als unabhängiger prognostischer Faktor für die Letalität und die Krankenhausverweildauer. Sowohl die Pathophysiologie als auch die Risikofaktoren sind bisher noch unzureichend verstanden. Als gesichert gilt, dass bestimmte alterassoziierte Vorerkrankungen, allen voran die Demenz, die aktuelle Diagnose bzw. der erfolgte chirurgische Eingriff und viele „Standardmedikamente“ der anästhesiologischen Prämedikation sowie der Intensivtherapie ein deutlich höheres Risiko für die Entwicklung eines Intensivdelirs nach sich ziehen. Bezüglich der Pathophysiologie des Delirs wird eine Imbalance von Neurotransmittern, insbesondere zwischen Acetylcholin (ACh) und Dopamin/Serotonin vermutet. Die therapeutischen Möglichkeiten beschränken sich bislang auf die Anwendung von reorientierenden Begleitmaßnahmen, intensiver Physiotherapie, einer adäquaten Schmerztherapie und der Gabe von Neuroleptika.