Beim Versuch, die Adipositasproblematik zu lösen, entstehen Kontroversen über das Verhältnis zwischen Eigenverantwortung und Solidarität. Es ist umstritten, welche Lasten kollektiv und welche individuell zu tragen sind. Die Streitigkeiten rühren maßgeblich daher, nicht hinreichend zu berücksichtigen, dass die Adipositasproblematik im Grunde zwei verschiedene Probleme umfasst: Das eine, das soziale Adipositasproblem, ist quantitativ bestimmt und bezieht sich auf die Prävalenz der Adipositas. Das andere, das individuelle Adipositasproblem, ist qualitativ bestimmt und bezieht sich auf das Ernährungsverhalten des Einzelnen. Auf Basis dieser Unterscheidung lässt sich begründen, dass eine kollektive Pflicht zur Solidarität mit den Betroffenen besteht. Darüber hinaus trägt die gesamte Gesellschaft Verantwortung für die Verursachung und Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen, die Einzelne daran hindern, so schlank zu sein, wie sie sein wollen. Erst wenn in dieser Hinsicht Autonomie faktisch praktiziert werden kann, ergeben sich Möglichkeiten, eine Eigenverantwortung des Einzelnen zu fordern.